Kein Mittel gegen Koch
Bad Hersfeld. Das letzte Heimspiel in der Saison 2009/10 in der Männerhandball-Landesliga beendete die HSG Eitra/Oberhaun mit einem klaren 31:25 (15:8)-Sieg gegen den Hünfelder SV. Die Haunecker - dies stand bereits vor dieser Partie fest - werden die Punktrunde auf dem 5. Tabellenplatz beenden.
Es war ein sicherer, ein ungefährdeter Sieg, der leicht höher hätte ausfallen können. „Durch Umstellungen in der Mannschaft, vor allem auch in der Abwehr, haben wir einen klaren Vorsprung verspielt“, analysierte ein sichtlich zufriedener HSG-Spielertrainer René Hermann nach der Partie.
Tatsächlich schien der Hünfelder SV, der ohne die Stammspieler Möller, Hinkel, Max Rehberg und Jäger auskommen musste, einer deftigen Schlappe entgegen zu steuern. Denn in der 47. Minute führte die HSG bereits mit 27:14, ehe der Gast mit sechs Treffern in Folge das Resultat noch in einen erträglichen Rahmen führte.
Kochs große Show
Vorangegangen war die große Show des 19-jährigen HSG-Rechtsaußen Philipp Koch, gegen den der Gast kein Mittel fand. Er war am Ende erfolgreichster Torschütze in diesem Spiel, markierte zwischen der 40. und 43. Minute, stets toll eingesetzt von seinen Nebenleuten, fünf Treffer in Folge – einer schöner als der andere. Koch, der zuvor fast genauso erfolgreiche Andreas Krause, sowie die Torhüter Thomas Bodenbender und später Ralf Schmidt waren die herausragenden Stützen in einer insgesamt starken HSG-Mannschaft, die vor allem in der Abwehr bis Mitte der zweiten Halbzeit mit einer aggressiven Einstellung eine fast perfekte Leistung zeigte.
„Keine Frage, mit unserer Rumpftruppe hatten wir von vornherein keine Chance heute“, ordnete Gästetrainer Gerald Birkel die Niederlage seiner Mannschaft realistisch ein. „Ich bin aber zufrieden, dass sich die Mannschaft noch aufgebäumt hat und bedanke mich besonders beim 49-jährigen Sorin Paraschiv, dass er sich wieder zur Verfügung gestellt hat“, ergänzte Birkel. Am Rande berichtete er, dass er noch ein weiteres Jahr den Hünfelder SV trainieren wird.
Eitra/Oberhaun: Bodenbender, Schmidt (ab 38.), Fohr (n.e.) - Hermann (4/1), Fischer (1/1), Schnell (3), Weiß (1), Kienast (3), Börner, Koch (10/1), Krause (8/2), Birkel (1), Sandrock, Wagner (n.e.).
Hünfeld: Neuhaus, Schaus, Krätzig - Benjamin Apel (2), Henkel (1), Johannes Abel (3/1), Dörge (2), Resch (1), Rehberg (1), Sauer, Unglaube (5), Olbert (4/2), Malkmus (2), Paraschiv (3).
Schiedsrichter: Hau/Seidel (Dipperz) - Z: 150.
Siebenmeter: 10/5:4/3
Zeitstrafen: 12:2 Minuten.
Ein ganz lockeres Derby
Hauneck. Es könnte ein ganz lockeres Derby werden: Zum Saisonabschluss vor eigenem Publikum in der Landesliga Männer Nord empfangen die Handballer der HSG Eitra/Oberhaun keinen anderen als den Lokalrivalen Hünfelder SV. Beginn in der Waldhessenhalle am Obersberg ist um 19 Uhr.
Doch ein Derby zwischen der HSG und Hünfeld ohne Brisanz wird es wahrscheinlich nie geben. Schon die Personalien sorgen für Konfliktstoff. Auf Seiten der Gäste ist Gerald Birkel Trainer. Jener Gerald Birkel, der einst in der Oberliga und Regionalliga in Eitra im Tor spielte, der den derzeitigen Stamm der ersten HSG-Mannschaft in der A-Jugend trainierte und somit Stärken und Schwächen in- und auswendig kennt. Es ist auch jener Gerald Birkel, dessen Sohn Achim bei der HSG spielt. Und um Letzteren halten sich hartnäckig Wechselgerüchte. Eine Entscheidung steht aber noch aus.
Natürlich ist Handball das Gesprächsthema in der Familie Birkel. Zwischen Vater Gerald und Sohn Achim steht es derzeit nach Anzahl der Vergleiche gerechnet 3:2 für Achim. „Diesmal ist der Spannungsbogen aber nicht so groß“, meint Gerald Birkel, der noch einen anderen alten Bekannten mitbringen wird: Der Ex-Eitraer Benjamin Apel kam über die Stationen Schenklengsfeld und einem Auslandssemester in Australien nach Hünfeld. Der Spannungsbogen war im Hinspiel größer. 22:21 siegten die Hünfelder damals. „Ganz klar, die Scharte müssen wir auswetzen“, gibt sich René Hermann kämpferisch. „Wir wollen uns natürlich mit einem Sieg vor heimischem Publikum aus der Serie verabschieden“, so der Trainer weiter. Und er nimmt seine Mannschaft noch aus einem anderen Grund in die Pflicht: „Wir müssen auch die Niederlage von letzter Woche in Melsungen vergessen lassen.“
Was war da los? 29:33 ging die Partie beim Vorletzten aus Sicht der Gastgeber aus. „Ich nehme die Mannschaft für die Niederlage in die Pflicht“, so Hermann. „Ich weiß nicht direkt, was los war. Aber bei dem ein- oder anderen war die Luft schon raus“, sagt der Spielertrainer, der in der kommenden Serie bei seinem Verein das Ruder an Jörg Ley übergibt. Indes wird Gerald Birkel noch ein weiteres Jahr in Hünfeld bleiben. „Wir haben es zwar noch nicht endgültig festgezurrt, aber ich werde noch ein Jährchen dranhängen“, sagt Birkel, der am Samstag einen kleinen personellen Engpass überbrücken muss. Dominik Jäger und Manuel Sauer sind nach einem Schlag mit dem Ellenbogen im letzten Spiel, das mit einem 27:26-Sieg über den Zweiten Landwehrhagen endete, verletzt. Ihr Einsatz ist fraglich.
Thorsten Hinkel leidet an einer Beinverletzung und Max Rehberg muss nach einem zweiten Kreuzbandriss im selben Knie wahrscheinlich die Karriere ganz beenden. Birkel: „Das sind keine guten Voraussetzungen für das Derby!“
Von Hartmut Wenzel